Glauben

Jesus

Der Jesus der Bibel spricht eine andere Sprache als sie Theologen sprechen. Jesus spricht, wie Martin Buber in seinem Buch 'Ich und Du' sagt, im Grundwort Ich-Du.
Theologen sprechen im Grundwort Ich-Es. Jesus verkündigt Evangelium, frohe Botschaft. Theologen sprechen über Evangelium. Es ist ein Unterschied, ob einer liebt, oder ob er über Liebe redet.
Der Philosoph Carl Popper sagt dazu in seiner Biographie. "Ich halte Theologie für ein Symptom des Unglaubens". Reden über Glauben ist kein Glauben. So wie Reden über Liebe keine Liebe ist. Vom Reich Gottes hat Jesus in Gleichnissen gesprochen,
weil direkte Aussagen über sein Reich nicht angemessen waren.

Im Gegensatz zu vielen Christen hat Jesus nie moralisiert. Das kann zwei Gründe haben.

  1. Moralisieren nützt nichts. Ich habe noch keinen Menschen getroffen, der durch Moral gebessert wurde, denn sie gibt den Menschen keine Kraft, sich zu ändern.
  2. Moral ist künstlich und hat in sich keine Kraft, ähnlich wie Vernunft zwar notwendig und unentbehrlich ist, weil wir kein anderes Mittel logischer Verständigung haben. Vernunft allein ist kraftlos, wenn sie nicht durch ein starkes Gefühl gestützt wird.
    Es gibt zwei starke Geühle: Angst und Liebe.
    Weil Angst im Tiefsten egoistisch ist, kann sie für den anderen nicht mitdenken.
    Liebe ist dazu imstande Wenn Vernunft durch Liebe gestützt wird, werden Konflikte lösbar, indem für den Anderen mitgedacht wird. (s. C.F. vonWeizsäcker: "Wege in der Gefahr" Hanserverlag)

 

Der vergessene Nächste

Als Zusammenfassung der Zehn Gebote sagten Jesus und Juden: "Liebe Gott über alle Dinge und deinen Nächsten wie dich selbst". Viele sagen: Wie kann ich mich selbst lieben; denn ich bin nicht gut? Dazu sagt Jesus: Du kannst dich selbst lieben, nicht weil du gut bist, sondern weil Gott dich liebt. Du brauchst nicht gut zu sein, um dich selbst zu lieben, denn niemand ist gut. Wenn du dich selbst liebst, kannst du auch deinen Nächsten lieben, nicht mehr als dich selbst, sondern wie dich selbst. Menschen, die Jesus hörten, empfanden das als Befreiung, freuten sich darüber und nannten es frohe Botschaft oder auf griechisch Evangelium.
Durch den Einfluß griechischer Philosophie auf christliche Theologen dachten diese nicht mehr wie Jesus in Beziehungen, sondern in Prinzipien. So wurde anstelle des Nächsten, der ein Superlativ von Beziehung ist, das Ideal Nächstenliebe gesetzt. Der Nächste geriet in Vergessenheit. Jesus aber kannte keine Ideale. Er wandte sich dem konkreten Menschen, dem Nächsten zu.Wer idealistisch denkt, kann Jesus nicht verstehen..
Psychoanalytisch gesehen ist Nächstenliebe eine Verallgemeinerung, die als Abwehr von Betroffenheit benutzt wird. Mit Verallemeinerungen kann man nicht heilen. Jesus aber war Heiland.
Jesus manipulierte die Menschen weder durch Angst noch durch Schuldgefühle.
Hier sind kritische Anfragen an kirchliche Institutionen und an deren Mitglieder nötig.