Jesus verstehen

Viele Menschen in Deutschland sind Idealisten und denken idealistisch. Darum können sie Jesus nicht verstehen, der keine Ideale lehrte, sondern Evangelium, frohe Botschaft. Er lebte und dachte in lebendigen Beziehungen und nicht in toten humanistischen Prinzipien und Idealen.

Menschliche Energien wirken in Beziehungen, nicht in Idealen noch in Prinzipien. Unsere Alltagssprache ist nicht die Sprache Jesu, sondern Sprache der Humanisten. Es gibt einen Denker, der anders spricht als Philosophen es tun. Es ist Martin Buber in seinem Buch: "Ich und DU". Er schrieb es 1923 und erzielte eine Auflage von über 123.000 Exemplaren, aber es hat wenige Leser in ihrem Innern erreicht. Er sagt: Es gibt zwei Grundworte: Das Grundwort Ich-Du. In ihm ist Leben, Begegnung, Gott und der Nächste. Das andere Grundwort ist Ich- Es. Darin ist Reden über Leben, über Begegnung, über Gott und über den Nächsten enthalten.

Reden über Gott ist nicht Glauben, sondern Theologie, so wie Reden über Liebe keine Liebe ist. Jesus predigte gewaltig und nicht wie die Schriftgelehrten. Er war kein Theologe, sondern Heiland. Mir scheint, daß Martin Buber der Sprache Jesu am nächsten kommt. Als Prediger hat mich diese Frage brennend interessiert. Wer Menschen frohe Botschaft bringen will und wer heilt, muß die Sprache der Humanisten, in der wir aufgewachsen sind, verlassen. Das fällt sehr schwer.

Ohnmacht von Kirche liegt in der Ohnmacht ihrer Sprache. Dogmen sind gut für Theologie aber nicht gut für Verkündigung. Theologie als Reden und Nachdenken über Glauben ist sinnvoll und notwendig, aber Theologie ist kein Glauben, sondern Reden über Glauben.

Kirche verzettelt sich in Ethik . Jesus hat nicht Ethik gelehrt, sondern Lieben. Lieben ist Zuwendung und Ergriffensein. Ethik gründet sich in Gesinnung oder in Verantwortung und ist vernünftig begrün det. Liebe gibt Kraft. In ihr sind Freude und Glück. Ethik verzehrt Kraft und macht freudlos. So spricht man auch im Volksmund von "verdammter Pflicht und Schuldigkeit". Zu einer Kirche, die Ethik betont, gehen immer weniger hin, weil sie freudlos ist.